Übers Leben schreiben...

Hier erfährst du über die Faszination des autobiografischen Schreibens,

über Möglichkeiten und Chancen, aber auch über den Umgang mit Herausforderungen.

 

Lesezeit ca. 3 Min.

 

Geschichte in Geschichten verweben

Gestern abend saß ich mit einer lieben Freundin bei einem Glas Muskateller in der vorweihnachtlichen Lobby im "Weitzer". Wir mögen beide das Flair dieses alten, rennomierten Grazer Hotels, treffen uns dort ab und zu zum Quatschen -

 

Irgendwann an diesem Abend stolperten wir in unsere Geschichte.

In die Geschichte unserer Freundschaft, als wir uns völlig aus den Augen verloren hatten.

In die Geschichten unserer Mütter und Väter, in die unserer Großeltern.

 

Wir sind alle Geschichtenerzähler*innen

Meine Freundin und ich wissen viel voneinander, kennen Geheimnisse, Intimitäten und Peinlichkeiten der anderen. Wir wissen, wie wir uns zum Lachen bringen und halten uns manchmal nicht aus. An diesem Abend sinnierten wir darüber, was bleibt, wenn wir nicht mehr sind, welche Geschichten wir unserern Kindern oder der Welt erzählen wollten. Welche möchten wir lieber verschweigen und mit ins Grab nehmen? Was hat uns zu der gemacht, die wir heute sind?

Plötzlich begann sie zu erzählen, wie das war, als sie damals nach dem Tod ihres Vaters alte Briefe in seinem Haus gefunden hatte und ich berichtete ihr, wie mir mein Vater eine längst vergangene Liebesgeschichte am beinahe-Sterbebett erzählt hatte.

 

Wie mit intimen und persönlichen Fakten umgehen?

Eine Herausforderung, die das autobiografische Schreiben mit sich bringt.

Wenn wir nun ein Buch über unser Leben schreiben wollen - wie gehen wir mit solchen Wahrheiten, mit den Geschichten über uns und andere Menschen in unseren Leben um? Ist darüber zu schreiben ein zur Schau- oder Bloßstellen? Was müsste man aus Respekt vor anderen verschweigen, umschreiben oder gerade eben öffentlich machen? Was davon ist eine Notwendigkeit, weil es zu mir, zu meinem Leben und meiner Geschichte gehört? Und in welcher Verantwortung wem gegenüber stehe ich, wenn ich diese Dinge aufschreibe? Angeregt diskutierten wir an deisem Abend darüber.


 

Wenn wir über unser Leben für die Öffentlichkeit schreiben, ist es unumgänglich, einen Umgang mit diesen Fragen zu finden. Sonst bleiben sie ein Hindernis, das uns den Stift aus der Hand legen lässt. Wenn es gilingt, deine Geschichte aufzuschreiben, so ist das ein Geschenk - wunderschön und bereichernd. Erzähle, wie du die oder der geworden bist, der du heute bist. Was hat dich über die Jahre verletzt, begeistert, betroffen gemacht.

 

Über Erlebtes zu schreiben, ist so heilsam.

 

Schreibe, um zu erfahren, wer du bist,

schreib, um zu verarbeiten.

Welche Geheimnisse gibt es in deinem Leben?

Nicht das Alltägliche interessiert, mehr das, was uns zu dem gemacht hat, der wir sind.

Exklusivität von Schreibgruppen

 

 

Für mich sind Schreibgruppen ein wunderbarer Weg, erst einmal ohne viele Fragen im Kopf zu schreiben zu beginnen. Hier erhältst du eine besonderer Möglichkeit, dich gemeinsam mit anderen auf den Weg zur eigenen Geschichte zu machen. Denn in einer kleinen Gruppe kann Intimität gewahrt werden, kann im vertraulichen Rahmen erzählt, formuliert und ausprobiert werden.

 

So findest du einen Anfang und mit der Zeit einen eigenen Weg.

 

Wohl gibt es ein sehr großes Angebot an Schreibratgebern, die dir Anregungen geben und Übungen vorschlagen, (über) deine Geschichte zu schreiben. Das ist bestimmt auch eine gute Möglichkeit, Texte über das eigene Leben zu verfassen. Doch was du dabei vermissen wirst, ist der Austausch und das Teilhaben-Lassen mit anderen Menschen. Aber nicht nur das...

 

Für mich hat die Arbeit in einer Schreibgruppe etwas Magisches, Zauberhaftes -

 

 

Hier der Versuch einer Erklärung:

 

Schreiben hat viele Dimensionen - es dient dem Denken, dem Reflektierten, dem Ausdruck und vielem mehr.

 

Dabei ist ein geschützter Rahmen ein wichtiger Baustein, um einen guten Anfang zu finden. Gerade wenn es darum geht, persönliche, schmerzhafte oder intime Dinge deines Lebens aufzuschreiben, braucht es Sicherheit. Eine Sicherheit von Raum und Zeit genauso so wie eine Sicherheit im Umgang miteinander. Es braucht diese Sicherheit, damit du dich öffnen kannst. Es braucht die Sicherheit, gut begleitet zu werden, wenn tieferliegende Themen auftauchen. Als Gruppenleiterin sorge ich dafür, dass dieser Rahmen gegeben ist.

 

Für den Aufbau einer autobiografischen Schreibgruppe wähle ich verschiedene Übungen und Anregungen und plane sehr individuell. Dabei setze ich viel Kreatives ein - zum Ankommen und Kennenlernen genauso wie als Impuls für Schreibübungen. Immer etwas anderes. Alle möglichen Arten von Zugängen sollen geöffnet werden. Eigenens Gestalten, Gerüche, Worte, Bilder, Musik. Je nachdem - das Ziel ist, dir Zugang zu eigenen Erinnerungen möglichst zu öffnen.  Unbewusstes oder längst vergessene Erinnerungen, das, was drängend oben auf liegt, genauso wie das, was gerade jetzt geschrieben werden will, soll Raum bekommen und zu Papier geracht werden.

 

Schreiben, nachdenken, innehalten, weiterschreiben - gemeinsam geht es leichter. In kurzen oder ausgedehnteren Schreibzeiten fließt die Tinte. Und vor allem mit der Hand zu schreiben ist nicht nur wunderschön, es regt auch die Verbindung von Denken und Ausdruck an.

 

Und wenn dann die ersten Texte gelesen werden, die eigene Stimme das bisher Ungesagte zum Klingen bringt, sich  Emotionen verstärken, wenn Rückmeldungen, Feedback, Mitschwingen und drüber Reden eine Resonanz auf die eigene Geschichte erzeugen, dann birgt das die große Chance des "Durcharbeitens".

 

 

Freud postulierte seinerzeit die heilende Wirkung

bei der Aufarbeitung biografischer Ereignisse den Dreischritt

"Erinnern - Wiederholen - Durcharbeiten".

 

In der Schreibgruppe begegnest du Gleichgesinnten. Gemeinsam reichern sich die Assoziationen und Gedanken an, du lernst einen Umgang mit deiner inneren kritischen Stimme, erhältst viele Anregungen, um auch daheim weiterzuschreiben.

 

Kleine Geschichten fügen sich wie bei einem Puzzle zu einem größeren Bild zusammen.

Du gewinnst neue Perspektiven auf Vergangenes, kannst es vielleicht neu, mit anderen Augen sehen oder kannst dich überhaupt erst seit Ewigkeiten wieder an etwas erinnern. Kleine Details gewinnen durch das Aufschreiben, durch die Einbettung in Kontext und Zeitgeschichte an Bedeutung.

 

Details, Erlebnisse, Erinnerungen, Emotionen werden zum Fleisch deiner Geschichte.

 

 


ERINNERUNGEN

Wie das damals war...

  • Das Schokoeis, das sie in England am Strand von ihren ersten hart verdienten Pence gekauft hatte an diesem stürmischen und kalten Tag, aber es war so wunderschön, das wilde Meer mit dem kalten Eis an den Lippen zu beobachten.
  • Dort saß er an der Theke der Hamburger Kneipe im roten Stickpullover, den ihm seine Mutter zu Weihnachten geschenkt hatte. Allein saß er dort und beim zweiten Klaren nahm er all seinen Mut zusammen und...
  • Sie spürt seine Hand immer noch, als sie ihn zum letzten Mal gküsst hatte. Das war an dem Tag, bevor sie ...
  • Der Anblick des Sohnes, als sie in sein Zimmer trat und ...

Viele kleine Details aus den Geschiten meiner SchreibgruppenteilnehmerInnen sind mir noch sehr in Erinnerung. 1000 Geschenke an sich selbst und die Welt.

 

 

Schreiben bietet unendliche Möglicheiten, mit deiner Geschichte in Kontakt zu kommen.

Schreib sie auf! Am leichtesten beginnst du gemeinsam mit anderen.

 

 

Melde ich gern zu einer meiner nächsten Autobiografischen Schreibgruppen an.

Gern erstelle ich ein individuelles Angebot für dich oder eine Gruppe.

 

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